Fluch des Pharao

Howard Carter blickt am rechten Türflügel des innersten Schreins vorbei auf den Quarzit-Sarkophag Tutanchamuns. Hinter ihm ein ägyptischer Vorarbeiter und Arthur R. Callender.[1][2][Anm 1]
Der äußere der vier vergoldeten Schreine, Ägyptisches Museum, Kairo

Der Fluch des Pharao bezeichnet die Vorstellung, dass die altägyptischen Könige (Pharaonen) ihre Gräber mit magischen Sprüchen gegen Eindringlinge geschützt hätten. Dieser Fluch wird vorwiegend mit Todesfällen in Verbindung gebracht, die sich in den Jahren nach der Öffnung des Grabes[Anm 2] des Tutanchamun (KV62) im Tal der Könige durch Howard Carter im Jahre 1922 ereigneten. Eine weitere Bezeichnung ist deshalb auch der Fluch des Tutanchamun. Anderen Gräbern in und außerhalb Ägyptens werden ebenfalls Flüche zugeschrieben, wenn die Grabesruhe eines Verstorbenen gestört wird.

Ihren Ursprung hat die Legende um den „Fluch des Pharao“ in den 1820er Jahren. Zu dieser Zeit fand nahe dem Londoner Piccadilly Circus eine bizarre Theateraufführung statt, in der Mumien ausgewickelt wurden (vgl. auch Mumien-Partys).

Es wird vermutet, dass die Schriftstellerin Jane C. Loudon dadurch zu ihrem Buch The Mummy!: Or a Tale of the Twenty-Second Century inspiriert wurde.[3] Weitere Erzählungen um Mumien, darunter eine von Arthur Conan Doyle, folgten und gingen so der Entdeckung des Grabes voraus.

Die Geschichte um den „Fluch des Pharao“ findet zur Zeit der Entdeckung des Grabes des Tutanchamun im Tal der Könige und seiner Entstehung in der zeitgenössischen Berichterstattung der Tageszeitungen ein großes Medienecho, das auch in den folgenden Jahrzehnten in Literatur und Film unterschiedlich thematisiert wurde. Die Wirksamkeit oder Existenz eines derartigen Fluches im Zusammenhang mit der Öffnung des Grabes des jungen Königs oder anderen Gräbern ist nicht nachgewiesen. Der bis in unsere Zeit andauernde Glaube an den „Fluch des Tutanchamun“ beruht auf Aberglaube, Gerüchten, Fehlinterpretationen und Unverständnis alter ägyptischer Texte und ist die Auslegung verschiedener Ereignisse durch Journalisten oder Buchautoren.

Im Gegensatz zur Betrachtung als Magie bezieht sich der „Fluch des Pharao“ in den Darstellungen der Medien, über Jahre hinweg, offenbar alternativ nur auf die scheinbare Häufung von Todesfällen und den Versuchen, diese naturwissenschaftlich/medizinisch zu erklären, wie etwa durch giftige oder strahlende Substanzen oder durch Krankheitserreger (Schimmel), die vielleicht sogar absichtlich zum Schutz des Grabs eingesetzt worden sein sollen. Auch mit diesen Deutungen wird die Existenz des „Fluchs“ bezweifelt.

Schließlich gibt es noch die scherzhaft abgewandelte Bedeutung vom „Fluch des Pharao“ als Reisediarrhoe (Reisedurchfall), eine tatsächlich häufige Darmerkrankung.

  1. Nicholas Reeves: The Complete Tutankhamun. London 1995, S. 64.
  2. Thomas Hoving: Der goldene Pharao Tut-ench-Amun. München / Zürich 1978, S. 202.
  3. Curse of the mummy's tomb invented by Victorian writers. In: The Independent. vom 31. Dezember 2000 (englisch).


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